Fünf Gründe, warum sie wichtig für deine Entwicklung ist und fünf Gründe, warum Schreiben dir dabei hilft
Selbstreflexion, Selbstbetrachtung oder Selbstwahrnehmung – sie alles sagen dasselbe aus. Es ist die Fähigkeit, sich selbst mit einer gewissen Distanz zu beobachten und das eigene Handeln, Denken und Fühlen kritisch zu hinterfragen.
Selbstreflexion hat in den letzten Jahren einen ziemlichen Aufschwung erlebt. Die Zahl der vorgefertigten Journals, die es in Buchhandlungen zu kaufen gibt, steigt zunehmend.
Viele Menschen nutzen Selbstreflexion in Form von Journaling, um effektiver und produktiver zu werden.
Löst man Selbstreflexion von Produktivität, bleibt dennoch die Frage:
Was sind deine persönlichen Vorteile davon, dich selbst regelmäßig zu reflektieren?
Hier sind fünf Gründe, warum Selbstreflexion dir bei deiner persönlichen Entwicklung weiterhilft:
Das passiert im wahrsten Sinne des Wortes, denn du wirst dir selbst bewusster. Du verstehst dein eigenes Handeln und deine Gefühle und kannst sie wesentlich besser einordnen und kontrollieren. Im Alltag wirst du folglich nicht mehr so von dir selbst überrascht und behältst die Oberhand. Das wirkt sich auch auf deine Auftreten und deine Außenwirkung aus. Wichtiger aber ist: du lernst dadurch, was deine eigenen Stärken und Schwächen sind und kannst damit viel besser umgehen. Das macht dich selbstbewusster!
Erstaunlich eigentlich, oder? Und dennoch logisch. Sich selbst zu reflektieren, lässt dich weniger impulsiv werden. Dadurch, dass du lernst, Gefühlsregungen wahrzunehmen, ohne sofort auf sie zu reagieren, wirst du besonnener.
Hier ein Beispiel:
Du bist wütend, weil jemand einen blöden Kommentar über deine Art, Probleme anzugehen, abgegeben hat. Statt diese Wut direkt rauszulassen, gehst du kurz in dich und merkst, dass die Person einen Punkt angesprochen hat, bei dem du mit dir selbst nicht im Reinen bist. Deswegen triggert dich die andere Person. Du kannst mit diesem Schmerzpunkt in dir arbeiten und machst nicht andere für deine Gefühle verantwortlich.
Wenn du verstehst, dass du selbst für deine Gefühle zuständig bist, hörst du auf, deine Mitmenschen dafür verantwortlich zu machen. Durch regelmäßiges Reflektieren bist du dir auch der unsympathischeren Anteile in dir (und glaub mir, die haben wir alle!) bewusst und kannst sie aufarbeiten, anstatt sie unbewusst auszuleben.
Beispiel:
Du regst dich über eine Kollegin auf, die ständig von allen bewundert wird. Am Ende wird dir klar, dass du neidisch auf ihre Selbstsicherheit und ihr Auftreten bist. Du kannst diesen Charakterzug annehmen und für dich auflösen.
Dabei ist es tatsächlich egal, was du persönlich als Erfolg bezeichnest. Für den einen mag es das eigene Haus und eine Familie sein, für den anderen ein unabhängiges Leben auf Reisen. Was auch immer du dir als Ziel steckst – wenn du dich und deinen Weg regelmäßig von außen betrachtest und dich hinterfragst, merkst du, ob du dabei bist, deine Ziele zu verwirklichen oder ob du Umwege gehst.
Das Schöne an der Selbstreflexion ist, dass du nicht nur erkennst, was der Status Quo deiner Gefühls- und Gedankenwelt ist, sondern dass du auch lernen kannst, diese aktiv zu beeinflussen.
Wenn du regelmäßig Innenschau betreibst, merkst du viel schneller, wenn du dich in etwas verrannt hast. Dir wird auch schneller bewusst, dass du eigentlich unglücklich mit einer bestimmten Situation bist und diese dringend ändern musst. Du hast damit dein persönliches Glück in der Hand und entscheidest selbst, wie du mit den Dingen, die du nicht beeinflussen kannst, umgehst.
Schreiben und Selbstreflexion gehen Hand in Hand. Das weiß jeder, der schonmal Tagebuch oder ein Journal geführt hat. Aber warum ist das so?
Hier folgen fünf Gründe, warum es Sinn macht, diverse Schreibtechniken für die Selbstreflexion zu nutzen:
So simpel das klingt: Wenn du deine täglichen Erfahrungen, Gedanken und Gefühle schwarz auf weiß auf dem Papier geschrieben siehst, sind sie schon nicht mehr ein Teil von dir, sondern separat sichtbar. Diesen Prozess nennt man in der Psychologie ‚Externalisierung‘. Er erlaubt dir, die Kontrolle über das, was du denkst, fühlst und tust, zurückzuerlangen. Somit kannst du noch besser überlegen, was du mit dem, was du aufgeschrieben hast, anfangen sollst.
Wer kennt es nicht, dieses Chaos im Kopf, das durch die eigene Gedankenwelt angerichtet wird. Gedanken sind Energieräuber. Lässt man ihnen freien Lauf, springen sie vollkommen unwillkürlich von einem Thema zum nächsten, kehren dann wieder zurück und landen dann komplett woanders. Bringst du dein Innengeschehen zu Papier, können sich gewisse Gedankenstränge ordnen. Du leitest sie in Bahnen und erkennst zusammenhängende Ideen und Impulse.
Noch schlimmer als frei laufende, wie Affen umherspringende Gedanken, sind Gedankenbahnen, die sich immer und immer wiederholen. Das ist der Zustand, den wir ‚Grübeln‘ nennen und der uns zu den immer gleichen Ideen und Annahmen bringt. Um diese zu durchbrechen, musst du einen Schritt hervortreten und sie von außen betrachten. Dies gelingt durch das Schreiben.
Es hilft dir, eine Abzweigung zu erkennen, die du vorher übersehen hast. Dadurch entstehen neue Denkwege.
Der Mensch wird am Du zum Ich. Dieses Zitat von Martin Buber weist auf seine Theorie hin, dass der Mensch ein Gegenüber braucht, um sich selbst zu verstehen. Was bei einem Säugling die Mutter ist, die seine Mimik und Geräusche intuitiv imitiert, ist später die Peergroup, der Lebenspartner, Freunde etc. Aber nicht immer ist der eine gute Freund verfügbar, der einem reflektiertes Feedback gibt. Beim Schreiben kannst du selbst diese Funktion übernehmen. Du hinterfragst dich selbst, stellst dir die richtigen Fragen und trittst in Kontakt mit dem Teil in dir, der die Antworten kennt. Du wirst dir selbst dein Therapeut!
Vieles von dem, was wir denken, vergessen wir. Das gilt auch für Erkenntnisse und Aha-Momente bei der Selbstreflexion. Regelmäßig über sich zu schreiben, hilft dir, dich zu erinnern. Die Erkenntnisse verfestigen sich durch das geschrieben Wort. Und du kannst immer wieder in deinen Aufzeichnungen zurückblättern, um zu sehen, was du bereits gelernt hast über dich.
Du wirst erstaunt sein, für wie viele Probleme du bereits Lösungen gefunden und dann wieder vergessen hast!
An der Selbstreflexion führt eigentlich kein Weg vorbei – vorausgesetzt, du willst dein Leben selbst in die Hand nehmen. Um es dir leichter zu machen, solltest du die verschiedenen Techniken des Schreibens nutzen – sei es Tagebuch schreiben, ein Journal führen, biografisches Schreiben oder schreibtherapeutische Techniken zu verwenden.
Egal was du nutzt – es wird dir helfen, dein eigenes Leben zu verstehen und bewusster zu führen!